Mein Geburtsdorf Justin war ein Guts- und Bauerndorf. Durch das Dorf floß der Krebsbach, der in der Buchheide, einem Buchenwalde unweit Plathe, in die Rega mündete. Er kam aus dem Woldenburger See. Unterhalb unseres Dorfes war er zu einem Mühlenteich angestaut, dessen Wasser die Mühle des damaligen Besitzers Rübenhagen trieb.
Das Gut lag mit dem Gutshaus, dem Park und den Wirtschaftsgebäuden jenseits des Baches. Besitzer war Ernst Radmann und seine Frau Julchen geb. Hingst. Sie hatten
zwei Jungen, Georg und Kurt und eine Tochter Hildegard.
Zum Gut gehörten vier Familienhäuser. In dem größten wohnten der Hofmeister, der Schäfer, der Kutscher Schmidt und Schwertfeger.
Das zweite Arbeiterhaus lag schräg gegenüber, das dritte zwischen Bauer Rusch und Kieckbusch, das vierte gegenüber der Schule.
Im letzteren wohnten Piepenburg, Kummerow und Radü.
Ich kann mich noch außer diesen drei Familien an folgende Arbeiterfamilien erinnern: Hermann, Hahn, Dünow, Becker, Schulz und Keller.
Im Bauerndorf wohnten folgende Bauern mit jeweils 2 Pferden: Böttcher, Hannemann (vormals Krüger, genannt "Klein Hermann"), Jahnke, Wilhelm Krüger, der gleichzeitig Gemeindevorsteher war, Ninnemann, Rusch, Karl Krüger und folgende Eigentümer (jeweils 1 Pferd): Pagel (später Schwabe), Winkelmann, Pautz (später Kalliebe) und Mielach (später Braatz).
Außerdem wohnten im Dorf Schmied Lüdtke, Schneider Sponholz, Stellmacher Bütow, ein Windmüller, Gastwirt Schulz (später Wolter) und noch so ein kleiner Bonsladenbesitzer Küster.
Nebenan wohnte ein gewisser Krüger "Grothermann", er war Nachtwächter des Dorfes.
Erwähnen muß ich noch aus Justin die "alte Friedrick" Krüger, die auf dem Besitz Hannemann ihr Altenteil aß.
Außer zu den schon genannten Spielkameraden gehörten Anton und Georg Böttcher, Emil Krüger, Gustav Lüdtke, Wilhelm Heller,
Erich und Karl Steffen und August und Wilhelm Küster. Etwas jünger waren Max und Adolf Bütow.
Unter den Einwohnern von Justin gab es Originale. So z.B. Hermann Gruhlke, der im Kriege 1870/71 bei Mars la Tours eine schwere Kopfverletzung erhalten hatte.
Eine zweite Type des Dorfes war Bauer August Rusch. Jeden Morgen gegen 10 Uhr ging er in den Gasthof einen "Griesen" (Korn) zu trinken. Kam dann noch, scheinbar wie abgemacht, Schmied Lüdtke dazu, dann blieb es nicht bei einem. Als dritter gesellte sich fast jeden Tag Fleischer Adolf Falkenstein aus Plathe dazu. Selbstverständlich behielt jeder seine Kopfbedeckung im Gastzimmer auf und als in angeheiterter Stimmung Adolf Falkenstein einmal wettete: "Wer mich nen Scheitel kämmt, kriegt nen Dohler", waren die Gegner reingefallen, denn er hatte eine Glatze.